"Musikalische Zeitreise in die Wesley Zeit"
"Kommt alle, kommt zu Gottes Fest"
Das Konzert fand am 28. September 2014 statt.
Hartmut Handt und Hans-Albert Tausendfreund mit dem Ensemble
„Klangfarben“ waren am Sonntag, den 28.9.2014 Gäste im Rahmen einer
Konzertveranstaltung zum 125jährigen Kirchweihjubiläum.
Witzig und spitz pointiert, im Stile der Kings Singers eröffnete das
Quartett „Klangfarben“ (Anette Schert, Sabine Eckert, Peter Brock,
Jens Balzer) unter der Leitung von Matthias Kiemle mit Klängen Georg
Friedrich Händels das Konzert. Dann entführte Hartmut Handt seine Zuhörer
in die Entstehungszeit des englischen Methodismus unter John und Charles
Wesley. Kaum bekannt ist, dass die Reformbewegung der anglikanischen
Kirche, zu der die beiden Brüder als ordinierte Priester gehörten,
maßgeblichen Einfluss auf die gesellschaftspolitische und wirtschaftliche
Lage Englands hatte. Die Bildung der einflussreichen Gewerkschaften und
die Abschaffung der Sklaverei gingen auch auf das intensive Engagement
der Wesley- Brüder zurück. Heute aber stand das umfangreiche Liedwerk von
Charles Wesley im Fokus. Immerhin schrieb er über 9000 Gedichte, von
denen ca. 6000 vertont sein sollen. Dazu benötigte er gute und willige
Komponisten Er hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des
englischen Kirchenliedes. Die Wesleys nahmen sich Martin Luther zum
Vorbild, der über das Kirchenlied die Reform seiner Kirche in alle Häuser
trug.
Hartmut Handt stellte gemeinsam mit Hans-Albert Tausendfreund in der
Rolle des Charles Wesley, Repräsentanten der englischen Frühklassik vor.
Allen voran William Boyce. Auf gereimten Bitten Charles Wesley hin, nahm
er den Sohn Samuel als Schüler auf. Der Vater erbat sich zudem das
Standardwerk Boyce’ „Cathedral Music“ der englischen Kirchenmusik. Der
Komponist schätze die Wesleys sehr und vertonte manches Lied. Ein
Huldigungslied von Boyce auf König Georg I, gekonnt interpretiert von den
„Klangfarben“, diente als Hörbeispiel.
England ist ohne Georg Friedrich Händel unvorstellbar. Im wahren Leben
sind sich Charles Wesley und Händel nie begegnet. Harmut Handt und
Hans-Albert Tausendfreund ermöglichten auf sehr charmante Weise ein
Treffen. Dabei erfuhren die erstaunten Zuhörer von einer unbekannten
Seite John Wesleys. Dieser erwarb sich einige medizinische
Grundkenntnisse, um auch praktisch helfen zu können. Zumindest im
Gesprächskonzert war Händel von einem Treffen mit dem Mediziner John
Wesley sehr angetan. Selbstverständlich vertonte auch er Lieder von
Charles.
Mit einem weiteren Komponisten, mit Thomas Arne, lag Charles im Clinch.
Zwei Mitglieder des Ensembles stellten die Vorbehalte gegen Arnes
Kompositionen in einer kleinen Gesprächsszene mit typisch englischem
Humor dar. Arne, als Komponist von Rule Britania, der heimlichen Hymne
Britanniens, den Promers der Last Night wohl vertraut (gekonnte
demonstriert am Klavier von Matthias Kiemle), hegte eine große Liebe zur
englischen Oper. Immerhin von irgendetwas musste seine Familie leben. Das
war den Wesleys ein Dorn im Auge. Dies, obwohl Arne viele national
britische Melodien auch zu Charles Liedern schrieb.
Zwischen den musikgeschichtlichen Ausführungen sangen die “Klangfarben“
ausgewählte Vertonungen der jeweiligen Komponisten. Einfach, schlicht,
schnörkellos mit feinem englischem Understatement. Im Gesangbuch unserer
Kirche findet sich so manches Lied von Charles Wesley. Im Wechselgesang
mit den Konzertbesuchern präsentierte das Ensemble „Klangfarben“
ausgewählte Choräle.
Nicht fehlen durfte Samuel Wesley, Sohn von Charles. Er war ein
angesehener Komponist und Organist. Sein Lied „Leite mich in deiner
Gerechtigkeit…“, im Wechsel gesungen mit den“ Klangfarben“, ergab nicht
nur einen beeindruckenden Chor, sondern den würdigen Abschluss des sehr
liebevoll vorbereiteten Gesprächskonzertes.