Konzert mit Pianistin Hanna Choi
"Romantik trifft Moderne"
Das Konzert fand am 18. Januar 2015 statt.
Die koreanische Pianistin Hanna Choi gab am 18. Januar 2015 im
Rahmen ihrer Konzertreise ein beeindruckendes Konzert vor einem begeisterten
Publikum. Romantik trifft Moderne lautete das Konzertprogramm.
Die Künstlerin eröffnete den Abend mit der Evocacion aus Buch 1 von Isaac
Albeniz (1860-1909). Albeniz verarbeitete den Rhythmus der spanischen und
andalusischen Volksmusik in seinen Klavierwerken. Das gesamte Gefühlsleben
eines feurigen Spaniers entfaltete sie im Dialog zwischen rechter und linker
Hand erst zart und verhalten, die Töne und Akkorde wie Perlen durch die Finger
gleitend, dann immer energische, impulsive, um im Schluss verhalten zu enden.
Das Stück galt lange Zeit als unspielbar.
Astor Piazolla (1921-1992), ein begnadeter argentinischer Bandoneonspieler und
Komponist sowie Begründer des Nuevo Tango setzte in seiner Rhapsodie "Adios
Nonio- Tango" seinem Vater Vivcente "Nonio" ein musikalisches Denkmal. Das
Werk ist im typischen synkopischen Rhythmus mit den für den argentinischen
Tango so charakteristischen harmonischen Wendungen und Staccati komponiert.
Obwohl zum Tanzen nicht vorgesehen, kann sich der Zuhörer vorstellen, wie die
Paare sich voller Kraft aufeinander zubewegen, sich von einander abstoßen und
wieder zueinander finden. Die Künstlerin entfaltete diese Spiel vor dem
inneren Auge ihrer Zuhörer. Ein Stück voller Wildheit und Melancholie, das
ungewöhnlich ruhig endet.
Dass Nikolai Kapustin (1937) Mitglied einer Moskauer Bigband war, verrät jeder Ton. Er ist ein exzellenter Jazzpianist. In seiner Variations Op.41 verarbeitete er in klassischen Strukturen fetzige Jazzausdrücke. Dazu musste die Künstlerin mit der rechten Hand kunstvolle, waghalsige Läufe spielen, während die linke Hand die für den Jazz typische anspruchsvolle Begleitung übernahm. Ein ausdrucksstarkes Spiel voller Innigkeit.
In Robert Schumanns 1. Klaviersonate in fis-Moll, Op.11 trifft die Moderne auf die Romantik. Schumann komponierte das Werk in den Jahren 1832 bis 1835. Im ersten Satz, der Introduzione" lässt sich im sehr harmonischen und kraftvollen Spiel Hanna Chois der fiebrig nervöse Takt des Boleros erkennen. Im Allegro vivace der Introduzione löst ein unruhiger Galopp quer durch die Tasten voller Emotionen immer wieder kleine Ruhepole der Harmonie ab. Anders die Aria. Ganz ruhig und bei sich selbst seiend, interpretiert die Künstlerin die musikalische Version des Gedichts "An Anna", eines der frühen Lieder Schumanns. Wie hingehaucht mutet der Schluss des zweiten Satzes an. Heftig, impulsiv und doch mit einer Leichtigkeit präsentiert sich der dritte Satz Scherzo e Intemezzo. Hanna Choi lässt die Zuhörer am Spielwitz und der Parodiefreudigkeit des Komponisten teilnehmen. Die Polka Klänge aus "Carnaval" und Motive aus "Papillon" purzeln aus ihren Fingern. Der vierte Satz, das Final, mit der Bezeichnung " allegro un pocco maestoso spielt sie kraftvoll, mit stürmischen Einleitungsakkorden, vertrackten Rhythmen, die sich immer wieder neu verästeln und doch finden, um in der atemlosen Code in Fis-Dur zu enden. Hanna Chois meisterte das Frühwerk Schumanns ausdrucksstark, voller Hingabe und beeindruckend bravourös.
Mit dem "Liebestraum" von Brahms als Zugabe in einer intensiven, ganz
im Spiel versunkenen Interpretation beendete sie ihr Konzert.
Übrigens, Noten befanden sich nicht auf der Notenablage des Klaviers!