Konzert mit dem Ensemble Balashova
"Europäischer Barock und russische Musik"
Das Konzert fand am 13. September 2015 statt.
Am Vorabend spielten Nicolas Cock-Vassiliou und Andreas Hepp, Mitglieder des HR- Sinfonieorchester, das Abschlusskonzert des Rheingau Musikfestivals. Nun begaben sie sich gemeinsam mit der Cellistin Daria Balashova und den beiden Laienmusikern Julia und Christian Lerche (Klavier und Cello) auf eine höchst interessante musikalische Reise, die Adelheid Coy fesselnd moderierte. Europäischer Barock und russische Musik, geht das?
Dank Zar Peter I. und Zarin Katharina II., die sich über das kirchliche Verbot der Instrumentalmusik hinweg setzten und italienische Musiker an den Hof holten. G.M. Dall'Abaco könnte mit seinem Capriccio primo durchaus Einfluss auf das höfische Musikleben gehabt haben. In zurückhaltender Leichtigkeit eröffnete Daria Balashova mit dem wunderbar warmen Klang ihres Cellos den Abend. Im anschließenden Capriccio presto und Andante Larghetto von J.B. Masse, spielten D. Balashova und Christian Lerche den Dialog zweier Celli, die das musikalische Leitmotiv interpretierten.
Die Verzierungen arbeiteten sie strichtechnisch exakt heraus. Im Andante Larghetto übernahm C. Lerche, beeindruckend singend und klagend, die Stimmführung, während D. Balashova ausdrucksstark präzise die meist leeren Saiten zu streichen hatte. - Wie romantische russische Musik klingt, demonstrierten gekonnt Julia Lerche, D. Balashova und C. Lerche im Nocturne aus dem 2. Streichquartett in D- Dur von A. Borodin. Das Klavier gab souverän das exakte Metrum vor. Die Celli variierten mit viel Vibratoschmelz das Leitmotiv. Beeindruckend, wie D. Balashova die Viola imitierend, die 32tel im Doppelgriff in den höchsten Lagen strich, während C. Lerche hingebungsvoll auf dem Cello die Geigenstimme regelrecht sang.
Der italienische Einfluss zeigte sich im Moderato aus dem Konzert für Viola und Streichorchester von I. Chandoschkin. Andreas Hepp begleitete D. Balashova auf dem Stage Piano. Das Cello übernahm mit seinem warmen Klang den technisch anspruchsvollen Violapart. Das Stage Piano setzte der Schwermut eine eingängige Melodie dagegen.- Kanten, hier einige aus dem 18. Jahrhundert, sind anonyme weltliche Gesänge, die sich an die religiösen Melodien anlehnten. Nicholas Cock- Vassilious demonstrierte mit seiner Oboe die kurzen Gesänge lyrisch und anmutig wie ein Gedicht. Halbtonschritte und die Moltonarten wiesen auf den kirchlichen Charakter der Kanten. Das Cello und die neu renovierte Orgel begleiteten das Spiel der Oboe zurückhaltend.- Vom zeitgenössischen Computerschriftsteller und Komponisten W. Beluntzow führten D. Balashova und Andreas Hepp das 3. Präludium der 24. Präludien für Cello und Klavier auf. Die beiden Musiker schwelgten im volksliedhaften Charakter des Stückes, genossen in ihrem Spiel die Melancholie, besonders das Cello in den tiefen fast brummenden Lagen. Manchmal schien es, als ob eine Balalaika mitspielen würde.- Im Kozaken-Tanz von A. Tscherepnin stampfte das Piano im kräftigen Rhythmus und sich ständig wiederholendem Akkorden durch die Weite des Dons.
Das Cello setzte mit anspruchsvollen Streich-, Schlag- und Zupftechniken das Sehnsuchtsvolle dagegen. Der furiose Abschluss bildete das Adagio für Oboe, Cello, Orgel und Streichorchester von D. Zipoli. Er war Italiener, Jesuit und lebte im 18. Jh. in Argentinien. Ein russischer Ordensbruder entdeckte seine Musik wieder. Die Oboe spielte, nein, sang das wehmütige volksliedhafte Thema, das Cello übernahm die Bratschenstimme, beeindruckte spieltechnisch durch rasante Läufe, während die Orgel zurückhaltend mit hellen Stimmen registriert, das Verbindende der beiden Stimmen symbolisierte.
Ein tolles Konzert auf höchstem Niveau und von den Künstlern mit sehr viel
Herzblut und Hingabe gespielt.