Konzert mit dem Kammerchor der Ginnheimer Kantorei
"Chormusik a-capella der deutschen Romantik"
Das Konzert fand am 28. Juni 2015 statt.
Ausgewählte, anspruchsvolle Chormusik der deutschen Romantik präsentierte
am 28.6.2015 der Kammerchor der Ginnheimer Kantorei unter der Leitung ihres
Dirigenten Bernd Lechla.
Fanny Hensel vertonte in ihren "Weltlichen Lieder für a-capella Chöre" zeitgenössische Gedichte u.a. von Emanuel Geibel und Joseph Eichendorff. Das Lied " Im Wald, im hellen Sonnenschein" entfaltete der Chor zum spritzigen Feuerwerk an Tönen als akustische Eindrücke einer aufbrechenden Frühlingslandschaft. Mit dem Lied "Hörst du nicht die Bäume rauschen" stellten die Sänger in einer nächtlichen Bachszene im Wald das typisch romantische Stilelement des Unheimlichen hervorragend lautmalerisch dar. Der Chor "malte" im Lied " Hörst du nicht die Bäume rauschen" überzeugend eine gespenstische Abendszene.
Felix Mendelsohn- Bartholdy komponierte während seiner Frankfurter Zeit für eine Veranstaltung im Stadtwald die Liedreihe "im Freien zu singen". Im Lied "Frühlingsahnen" sahen die Zuhörer den Komponisten von Veilchen zu Veilchen entzückt eilt. "Die Primel" wirkte wie ein gegenseitiges Grüßen, anschaulich durch die wechselnden exakten Einsätze der Frauen- und Männerstimmen dargestellt. Als bewegende Aufforderung zum Innehalten genossen Chor und Zuhörer in der "Frühlingsfeier" das Wunder des erwachenden Frühlings. Lerchengleich jubilierte im "Lerchengesang" die Frauenstimmen, schwangen sich in die Höhen und ahmten den Flug der Vögel eindrucksvoll nach. Im Dialog mit den Männerstimmen konnte man verfolgen, wie die Stimmen, pardon Vögel, in den Himmel stiegen. Ergreifend andächtig und doch hoch konzentriert interpretierte der Chor das "Morgengebet".
Aus Johannes Brahms "Vierzehn deutschen Volksliedern " wählte der Chor "Mit Lust tät ich ausreiten" aus. Die Sänger ließen einen geheimnisvollen Reiter durch den Wald preschen und forderten die Phantasie der Zuhörer heraus. Der Zwiespalt zwischen Sehnsucht und dem Unheimlichen zeigte sich eindringlich in der anfangs wiegenden Melodie (Frauenstimmen) des Liedes "Bei nächtlicher Weil". Die Bässe fochten dazu mit dem Jäger in einem Jagdmotiv den inneren Kampf mit der Nixe aus. Unter den harten Tönen der Männerstimmen stürzte der Unglückliche in die Tiefe. Scharfe Stakkati, die in Schluchzen übergingen, klagten in "In stiller Nacht" das Leid der Vergänglichkeit an. Dazu passt das "Abschiedslied". Die wehmütige Abschiedsszenerie mit ihrer Pein und seelischen Qualen stellt der Chor sehr überzeugend dar. "Die Wollust in den Maien" nimmt als Stakkato- Motiv den Kontrastes zwischen den Freuden des Frühlings und des Abschieds auf.
Aus Anton Bruckners Motteten sang der Kammerchor "Os justis". Wie ein gregorianischer Choral mit seiner herben Schönheit, spürten die Sänger jedem Wort ausdrucksstark nach und bekannten sich im Halleluja zum gerechten Gott. Das "Locus iste" trugen die Sänger voller Innigkeit als überwältigendes Bekenntnis vor. Die Bässe symbolisierten in ihrem Ostinado- ähnlichem Stimme eindringlich das Fundament des Glaubens während die Tenöre die Makellosigkeit der Stätte Gottes demonstrierten. Im "Ave Maria" für siebenstimmigen Chor entfalteten die Sänger ein bewegendes Gebet, das in den furiosen dreimaligen Anruf Jesu aller Stimmen mündet. Das abschließende Abendlied " Bleib bei uns" sang der Chor als Reflexion über den Tag, über das Leben des Gläubigen ausdrucksvoll. Mit der Zugabe von Fanny Hensels Lied "Abendlich schon rauscht der Wald" endete ein beeindruckender Abend, spannend moderiert vom Dirigenten, voller ausdrucksstarker Bilder aus Tönen mit einer kaum zu beschreibenden Strahlkraft, der das begeisterte Publikum in seinen Bann zog.