Camerata Kronberg
"Ein tierisches Vergnügen"
von Katzen, Vögeln, Fröschen in der Musik.
Das Konzert fand am 22. Januar 2017 statt.
Das Programm versprach den jungen Familien mit ihren Kindern und den übrigen Besuchern ein tierisches Vergnügen. In der Sonata Cucu von Johann Heinrich Schmelzer ahmte die Geigerin Mareike Beckmann Kuckucke täuschend echt nach. Der Lautinist Christoph Seehase und Brigitte Hertel am Orgelpositiv antworteten auf die ungeduldigen Kuckuckrufe. Es war so, als würden die beiden Musiker immer wieder das Gespräch mit den Vögeln suchen. Sie besaßen ihren eigenen Kopf und sausten mit rasanten Läufen, waghalsige Balanceakten gleich über die Geigensaiten.
Die Laute brachte in der aufgeregten Vogeldiskussion mit dem Orgelpositiv einen Ruhepunkt hinein.
Mit "Le Rossignol" von Orlando di Lasso demonstrierte Brigitte Hertel das Keyboard des Barocks: das Virginal. Eine Nachtigall trällerte und jubiliert ihre Lieder voller Hingabe und Andacht in die Nacht. Tonleitern, verziert mit allen, im Barock gängigen Trillervariationen ließen den seltenen Vogel sehr lebendig werden.
William Byrds "Will you walke the woos so wyde" für Laute und Virginal entführte die Zuhörer in die Wälder Englands. Das Stück, hier arrangiert für Laute und Orgelpositiv, entstammte aus einem der allerersten Klavierbücher. Wie bei einer Prozession bewegte sich die Laute fast tänzerisch und schien sich dabei mit dem Virginal intensiv auszutauschen. Ruhig, bestimmt, höchst virtuos antwortete die Laute auf das aufgeregte Erzählen des Virginals. Die Finger sausten übermütig über die Tasten, wiegten sie sich in der eingängigen Melodie, mit der sie immer wieder der Laute "ins Wort" fiel.
Hochkonzentriert spielte Anna Dückert (6 Jahre) den Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel auf der keltischen Harfe. Mit der typisch irischen Melancholie entführte sie im zweiten Stück ihre Zuhörer auf die grüne Insel Irlands. Sehr intonationssicher spielte Anna danach auf der Geige mit Brigitte Hertel am Orgelpositiv ein Stück aus der Bauernkantate von Johann Sebastian Bach.
Im anschließenden Scherzo d'Augelli con il Cuccu von Johann Jakob Walther ahmte Mareike Beckmann mit waghalsigen Doppelgriffen den unverkennbar eindringlich fordernden Ruf des Kuckucks nach und erweckte ihn im Dialog mit Laute und Orgelpositiv zum Leben.
Eine Barockgitarre sieht auf dem ersten Blick einer modernen Gitarre ähnlich, wenn da nicht die fehlende tiefste Saite und die doppelte Besaitung wären. Mit der Barockgitarre trug Christoph Seehase eine Suite von Francesco Corbetta vor. Galant drehten sich zu den zarten Gitarrenklängen imaginären Tänzer im Kreise. Eine ausgefeilte Schlagtechnik wechselte dabei mit zart gezupften Passagen ab.
Domenico Scarlatti demonstrierte in seiner Katzenfuge, wie eine Katze erst vorsichtig und dann immer mutiger und übermütiger das Tasteninstrument erobert. Brigitte Hertel ließ die Katze elegant über die Tasten tapsen, zufällig Töne mit ihren Pfoten zum Klingen bringen, sich mit allerlei Verzierungen drehen und wenden, das Fell putzen, um neugierig die nächsten Töne auszuprobieren. Immer wieder war zwischen all den Fingerkunststücken das zufällige Katzenpfotenthema hörbar.
Die Sonata repräsentativa von Ignaz Franz von Biber machte ihrem Namen alle Ehre. Da krähte die Geige wie ein Hahn, die Laute und das Orgelpositiv quakten wie Frösche, dazwischen flatterten Wachteln aufgeregt durch die Lüfte, hervorragend von der Geige und dem Orgelpositiv interpretiert, ein Musketier, eindrücklich dargestellt von der Laute, versuchte für Ordnung zu sorgen, während die Geige wie eine richtige Katze herzerweichend miaute und maunzte.
Herrlich! Die junge Künstlerin Anna Dückert auf der Geige und Christoph Seehase beschlossen das ungewöhnliche Konzert mit einer kleinen, feinen Zugabe.
Übrigens, die vielen Kinder waren äußerst aufmerksam dabei, lauschten gebannt, ergänzten gekonnt das Gehörte mit Tanzeinlagen, ließen die Künstler nicht aus den Augen und durften am Ende das Virginal und Orgelpositiv sogar ausprobieren!
Als Belohnung.